Zyklopenmauern in Palestrina

Anhand des Beispiels der Zyklopenmauern in Palestrina wollen wir das Phänomen dieser in Italien weit verbreitete Mauern, auch polygonale Mauern genannt, weiter untersuchen.

Zyklopenmauer, bzw. Polygonalmauer in Palestrina

Palestrina, ca. 40 km von Rom gelegen, weist 4,5 km Polygonalmauern auf. Ein Beispiel ist im Sockelbereich des Fortuna Tempels zu finden. Dieser Tempel soll 120 v. Chr. errichtet worden sein, und zwar zu der Zeit als Rom die Geschicke dieser Stadt führte. Oberflächlich könnte man also sagen, dass die Zyklopenmauer als Teil des Tempels von den Römern gebaut wurde. Dabei ist dieses ein Beispiel von vielen römische Anlagen welche Zyklopenmauern als Fundament nutzten und ist vielleicht auch der Grund warum diese Bautechnik den Römern zugeschrieben wird. Erst beim genauen überlegen bekommt man ein anderes Bild. Warum sollten die Römer ihren Baustil innerhalb eines Bauwerks ändern? Und warum werden diese Bauwerke den Römern zugeschrieben, auch wenn die Bauwerke in den Gebieten anderer italienscher Völker waren, wie z.B. bei den Etruskern. Der Grund ist natürlich, dass die Römer über kurz oder lang ganz Italien eroberten und eben auf alte Fundamente aufbaute. So hat es den Anschein als wären sie die Erbauer. Aber hätten sie nicht dann auch das Polygonmauerwerk in Rom errichten müssen, denn genau dort fehlen diese. Oder hätten sie es nicht dann im ganzen römischen Reich damit präsent sein müssen? Auch das ist eine Fehlanzeige.  

Palestrina war keine Gründung der Römer, sondern eine Stadt des Latiner Städtebundes. Damals hieß die Stadt Praeneste. Es war eine mächtige Stadt und man versuchte Rom zu erobern, teilweise auch erfolgreich. Erst 338 v. Chr. wurde es final von Rom unterworfen.

Die Gründung der Stadt ist sagenumwoben und geht, je nach antiker Quelle, auf Odysseus Enkel und/oder Sohn zurück, oder Caeculus, Sohn des Feuergottes Vulkanus. Strabon nach soll es eine griechische Gründung gewesen sein. Also schon zu antiken Zeiten war die Stadt sehr alt und hatte sicherlich eine Architektur welches dieses im wahrsten Sinne untermauerte und sehr wahrscheinlich aus polygonalen Mauern bestand, wie wir sie heute noch sehen.

Heutzutage wird Palestrina / Praeneste als eine mögliche Gründung von Alba Longa gesehen, die sagenumwobene Stadt der trojanischen Flüchtlinge und Aeneas Söhnen, welche Jahrhunderte später auch Rom gründete und in der Nähe gewesen sein soll.

Archäologische Grabungen belegen sensationelle und reiche Grabfunde aus dem 7. und 8. Jhdt v. Chr. Darunter befindet sich eine goldene Fibel mit dem wahrscheinlich ältesten Latein. Praeneste war also damals schon eine mächtige Stadt. Hervorzuheben ist das „Bernardini-Grab“. Der Grabungsbericht beschreibt eine Zyklopenmauer als Grabkammer, datiert auf ca. 675 v. Chr. Damit wären Polygonalmauern als eine „römische Architektur“ hinfällig. Hier ein detaillierter italienscher Artikel dazu: http://www.osservatoriocollialbani.it/2020/08/02/la-tomba-bernardini-di-palestrina/ (ggf. per Google übersetzen lassen.) Das „Bernardini-Grab“ ist reich ausgestattet mit Objekten im ostmediterranen Stil, man könnte fast sagen Edelkitsch. Denn sie scheinen ägyptische, assyrische und andere Bildsprachen zu nutzen, ohne Originale zu sein. Hier wollte man sich weltgewandt zeigen. Das passt nicht so richtig zu den archaischen und monolithischen Zyklopenmauern, wie wir sie zum Beispiel aus dem bronzezeitlichen Mykene kennen, also 1000 Jahre davor. Selbst wenn hier 675 v. Chr. ein Aristokrat in einer Kammer aus Polygonalmauerwerk beigesetzt wurde, so war auch dieser wahrscheinlich nicht der Auftraggeber dieser Mauer, sondern nutzte diese. Schließlich finden wir viele Kilometer Zyklopenmauern in Palestrina. Mit dieser Vermutung schließt sich langsam wieder der Bogen zum vorantiken Griechenland oder Hettiterreich (Troja), wo Polygonmauern ohne römischer Folgearchitektur zu finden sind. Kamen die Zyklopenmauern mit den trojanischen Flüchtlingen?

Zum Abschluss sei nochmal der Fortuna Tempel von Palestrina zu erwähnen. Diese Anlage war eine der bedeutendsten Tempel und Orakel Italiens. Der gewaltige Bau, welcher mit 137 m Höhe und 397 m Breite, erstrahlte weiß in der abendlichen Sonne und konnte vielleicht sogar von Rom oder der Küste noch gesehen werden.

1 Kommentar

  1. Das ist sehr schade, dass ich wegen meiner Katzen- und Hundeallergien an keiner Italienreise teilnehmen kann. Mir geht es ja auch um die Gemeinsamkeit in einer Gruppe zu sein. Anderswo zu wohnen macht da keinen Sinn für mich. LG

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