Italien birgt viele rätselhafte Orte, aber ohne Zweifel ist die Stadt Alatri mit seiner Akropolis eines der rätselhaftesten. Die Stadtmauer und Akropolis wurde mit riesigen tonnenschweren polygonen (vieleckigen) Steinblöcken gebaut, eine Praxis, die wir in dieser Qualität vor allem aus Südamerika kennen, aber auch der Apollotempel von Delphi kann sich mit dieser Qualität vergleichen. Die Steinmetzarbeit in Alatri sind sehr exakt ausgeführt und die ganze Akropolis ist auch heute noch zu großen Teilen gut erhalten. Bautechnisch erweisen sich Trockenmauern aus Polygonsteine als sehr erdbebensicher, da sie bei Erschütterung wieder in die alte Form rutschen können. Quaderblöcke verhalten sich hier anders. War das eine Intension bei dem Bau? Zumindest scheint es im tektonisch aktiven Italien den Erhalt der Mauer begünstigt zu haben. Besonders akkurat sind die Blöcke innerhalb der Akropolis, auf deren Sockel heute eine Kirche errichtet ist.





Aber wer waren die Erbauer? Die Römer scheiden mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus, denn diese bauten seit frühster Zeit mit Quadern und den typischen römischen Rundbögen. Hätten die Römer diesen Grad an polygoner Baukunst entwickelt, würde man mehr davon sehen, besonders in Rom. Die Etrusker kommen auch kaum in Frage, diese waren nördlicher ansässig und dort gibt es kein Bauwerk dieser Art.
Neben Alatri gibt es noch eine Reihe von Orte in der Region Latium, welche auch polygone Steinmauern aufweisen, wenn auch nicht so gut erhalten. Auch finden wir solche Mauern im Mittelmeerraum von Griechenland (z.B. Delphi, Athen, Mykene) bis Malta und Sardinien.
Akropolis Zyklopenmauer Akropolisstein Apollotempel Delphi
Mauerbau wird erst nötig mit der Sesshaftwerdung der Menschen im Zuge des Ackerbaues. Das geschah in der sogenannten Jungsteinzeit, eine Zeitepoche, zu der auch die Megalithkultur gehört. Zeitlich liegen die Anfänge der Jungsteinzeit im Mittelmeer, ca. 8000 Jahre zurück. Da die Qualität der Mauern stark variiert, können wir von einer Entwicklung ausgehen. Zuerst nutzte man Feldsteine im Trockenbauverfahren, dann grob geschlagene Steine mit dem Versuch die Flächen zu glätten. In einer dritten Stufe wird die Arbeit sehr exakt, was u.a. auch die Nutzung von Bronzewerkzeug voraussetzt. Man könnte also eine Entwicklung von der Jungsteinzeit bis in die Bronzezeit beobachten, also ab 5000 bis 3000 / 1500 vor Christus.
Fakt ist, die alten Schriften aus dem klassischen (eisenzeitlichen) Griechenland berichten schon von diesen Mauern. Man hielt sie für die Arbeit von Zyklopen und gab ihnen daher den Namen „Zyklopenmauern“. Aber wahrscheinlich waren es doch Menschen, und zwar die ursprünglichen Bauern die aus Anatolien gekommen sind und die Vorgängerkultur der Indo-Europäischen Griechen war. Diese Vorgänger werden in den alten griechischen Schriften als die „Pelasger“ bezeichnet.
Vermessung der Polygonblöcke in Italien und Griechenland legt eine gemeinsames Grundmaß von 1.536 cm nahe. Es gibt daher die Idee, dass die „Pelasger“ die Erbauer in beiden Regionen sind. Faszinierend ist, dass die polygonen Mauersteine der Akropolis von Athen das gleiche Grundmaß wie in Alatri aufweist. Also nicht nur der Bau einer Akropolis mit Polygonblöcken sondern auch das Maß finden wir hier wie dort. Da ist eine gemeinsame Erbauerkultur mehr als naheliegend, und macht die klassischen Athener zu Zweitnutzern der Anlage.
Die Verbreitung im Mittelmeer spricht für das seefahrerische können der Mauerbauer. Zu welchem Grad es eine einheitliche Kultur war oder, ob diese Technik übernommen wurde, könnten weitere Untersuchungen zum Grundmaß erhellen.
Zurück zu Alatri, abgesehen von dieser generellen Einordnung der „Zyklopenmauer“ finden wir hier auch Anhaltspunkte für eine zeremonielle und heilige Nutzung. Zum einen sehen wir bei dieser Anlage Bezüge zur Sommer- und Wintersonnenwende, welche von einem besonderem Fokuspunkt zu betrachten sind. Von diesem Punkt sind es ebenfalls 92 Meter zu fast allen Hauptstadttoren von Alatri. Des Weiteren ist dieser Fokuspunkt, energetisch untersucht, auch der Zusammenfluss von vielen Kraftlinien, welche durch die Stadttore kanalisiert wurden. Die Ähnlichkeit zu den Tempeln von Delhi und Athen legen nahe, dass auch Alatri ein Ort war, wo man mit den Göttern in Kontakt getreten ist.


Quellen: