Diana Nemorensis

Diana, die Tageshelle, die Lichte. Sprachlich verbunden ist sie mit Deus (Zeus). Sie war eine Latiner Gottheit, wurde also noch vor der Entstehung Roms verehrt.
Der Dianakultort von Nemi hat uralte Wurzeln, die in die Zeit der Legenden und Vorantike gehen.
Das ursprüngliche Dianabildness soll von Orestes, dem Sohn von Agamemnon aus Tauris, der Krim, hierhergebracht worden sein. Dieser lebte zur Zeit des legendären Trojakrieges und war auf der Seite der griechischen Gegner. Durch die Ausgrabung von Troja und geschichtlichen Bezügen wäre das um 1200 vor Christus, in der Bronzezeit, gewesen.
Was an dieser Legende wahr ist, ist schwer nachzuvollziehen, aber auch die geflohenen Trojaner selbst sollen wenige Kilometer entfernt ihre Stadt im Exil gegründet haben: Alba Longa. Aus dieser Stadt würden später die Brüder Remus und Romulus kommen, die Gründer Roms. Schon bemerkenswert, dass sich diese Feinde im Exil an gleicher Stelle neu ansiedeln sollten.
Ob es diese beiden Niederlassungen wirklich so gab wie in den Legenden ist ungewiss. Bezüglich Alba Longa verdichten sich die Anzeichen auf einen wirklichen Befund.
Zurück zu Diana, bei den Griechen war sie als Artemis bekannt und so heißen zufälligerweise die Berge wo Alba Longa vermutet wird. Zumindest kann man einen griechischen Einfluss und Artemiskult hier sehr stark vermuten und tatsächlich gab es im 8. Jahrhundert vor Christus etliche griechische Kolonien und Einflüsse im südlichen Italien. Nemi wäre aber die nördlichste Kolonie gewesen und wird als solche nicht offiziell geführt. Vielleicht war es keine Kolonien, sondern eine gezielt errichtete Artemis-Kultstätte. Das wäre stimmig mit der Legende.
Artemis war eine der wichtigsten Göttinnen der Antike. Der ihr geweihte Tempel von Ephesus (heute Türkei am Ionische Meer) war einer der sieben Weltwunder und wurde im 5. Jahrhundert vor Christus zu voller Größe ausgebaut. Er war der größte Tempel der damaligen Zeit und auch der von Nemi würde viele hundert Jahre später der größte Tempel der Römer werden, und zwar doppelt so groß und 4 Mal so groß wie die nächst größten Tempelanlagen der Römer.
Nach dieser generellen Einordnung wollen wir uns Diana, bzw. Artemis genauer anschauen. Allgemein gilt sie als die Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes, der Geburt und des Mondes sowie die Hüterin der Frauen und Kinder. Damit unterscheidet sie sich von der
Krim-Artemis. Dort wurden ihr der Legende nach Menschenopfer dargebracht. Diesen Aspekt finden wir in Nemi nicht vor, oder nur in einer transformierten Form des Rex Nemorensis. Der König des Hains stellte stets ein entflohener Sklave, welcher seinen Vorgänger töten musste und von seinem Nachfolger ebenfalls getötet werden musste. Dabei spielte der Goldene Zweig eines Heiligen Baumes eine wichtige Rolle. Diesen Zweig soll der Trojaner Aeneas benutzt haben, um seinen Weg sicher in die Unterwelt zu finden, dann wohl am See von Nemi, und abermals kreuzen sich die Wege der Legenden hier.
Als Rom immer mächtiger wurde sahen sich die Latiner bedrängt und schworen am Dianatempel einen Bund, den Latinerbund. Sie unterlagen allerdings Rom. Daraufhin brachten die Römer das Dianabildnis nach Aventi, vor die Tore Roms und luden die Latiner ein diesen neuen Dianatempel zu erbauen und zu betrieben. Es wäre wirklich interessant zu wissen welches Dianabildnis in Aventi stand. War es das von Orestes aus Tauris (der Krim)? Dieses Bildnis ist völlig unbekannt. Oder vielleicht das rätselhaft Bildnis der Artemis von Ephesus? Oder war es ähnlich den antiken griechischen Darstellungen als bogenschießende junge Frau.

Wie dem auch sei, der Dianatempel von Aventi war zwar eine Zeit lang sehr wichtig, aber Nemi wurde über die Zeit hin immer wichtiger und entwickelte sich zum größten Tempel der Römer. Unter Caligula wurden zwei riesige und prächtige Tempelschiffe mit Thermen und Privatpalast für Caligula erbaut und schwammen auf dem See von Nemi vor der Tempelanlage.
Mit der Übernahme des Christentums im 4. Jahrhundert sollte auch das Ende des Dianatempels kommen. Man hatte allerdings seine Mühe dieses beliebte Heiligtum außer Dienst zu stellen und münzten den Dianafeiertag zu einem Feiertag für Maria um (Mariä Aufnahme in den Himmel, 15. August). Dennoch, die Verehrung und Anbetung der freien und wilden Diana ging in den Untergrund, in die Bereiche der weisen und schwarzen Magie und der Hexerei. Das ist bis heute so. Nemi gilt als eines der wichtigsten Zentren weltweit dafür. Diana ist noch vor Ort.

Hinterlasse einen Kommentar